17. 09. 2016 – Humanisten gegen den Marsch für das Leben

Jedes Jahr treffen sich in Berlin tausende selbsternannte “Lebensschützer”, um gegen Schwangerschaftsabbrüche zu demonstrieren. Das Who-is-Who der christlich-fundamentalistischen Szene in Deutschland ist hier vertreten, von reaktionären Kreisen innerhalb der Kirchen bis hin zur AfD.
Wir kritisieren diesen größten religiösen Aufmarsch des Landes, welcher auf Basis einer antiquierten Weltsicht fernab wissenschaftlicher Fakten ethisch fragwürdige Werte verfechtet. Wir unterstützen das Bündnis für Sexuelle Selbstbestimmung bei der Organisation des Protests gegen den Marsch. Natürlich waren wir auch vor Ort!

Religiöser Fundamentalismus jeder Couleur hat in der Öffentlichkeit nichts verloren – 2000 Jahre alte Phrasen taugen nicht als Fundament einer offenen Gesellschaft im 21. Jahrhundert!

Unser Flyer zum Anlass:

Religionen blockieren den gesellschaftlichen Fortschritt – das zeigt sich noch am deutlichsten an fundamentalistischen Christen, die gegen Frauenrechte protestieren: 2000 Jahre alte Weltbilder interessieren sich nicht für nüchterne Fkten und behindern damit auch seit Jahren den medizinischen Fortschritt, siehe Abtreibung oder Stammzellforschung, um nur die offensichtlichsten Beispiele zu nennen.
Doch dies ist nur die Spitze des Eisberges: Das Problem beginnt dort, wo Menschen unfähig sind, die Autoritäten kritisch zu hinterfragen – ob dies nun eine Religion, eine politische Ideologie oder gesellschaftliche Normen betrifft. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte hatten wir so viele Möglichkeiten, uns den kantianischen Leitsatz der Aufklärung zu Herzen zu nehmen: „Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“. Dennoch scheinen viele Menschen damit überfordert zu sein. Sie nehmen Zuflucht in einem binären Schwarz-Weiß-Denken, das sich wahlweise mit Religion, Esoterik, Verschwörungstheorien, rechter Ideologie oder auch ‘Political Correctness’ befriedigen lässt. Wir leben jedoch nur einmal und dieses Leben ist zu kostbar, um es für ein geschlossenes Weltbild wegzuwerfen.
Die Freunde der Aufklärung und des undogmatischen Strebens nach einer besseren Welt müssen jetzt anfangen für einen gesellschaftlichen Fortschritt zu kämpfen, ansonsten überlassen wir die Welt den Fanatikern. Wir brauchen eine kritische Streitkultur und ein echtes Streben nach Rationalität. Dazu gehört aber auch die Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen, einmal einen Schritt hinter die argumentative Ebene zu gehen und zu untersuchen, was überhaupt die sozialen und psychologischen Mechanismen sind, die dazu führen, dass wir uns von bestimmten Ideen angezogen fühlen oder gegenüber anderen Vorurteile haben. Es muss Schluss sein mit einem falschen Pluralismus, der bestimmte gesellschaftliche Bereiche einem rationalen Diskurs entziehen will – etwa die Religion – denn letztlich führt dies nur dazu, dass der religiösen Gehirnwäsche nichts entgegengesetzt wird. Vor allem darf der Staat nicht auch noch Religionen finanzieren oder ihnen eine Infrastruktur bieten, wie es im vermeintlich säkularen Deutschland geschieht.
Als säkulare Humanisten kämpfen wir gemeinsam gegen die Feinde von Aufklärung, Wissenschaft und rationalem Diskurs und für eine bessere Welt jenseits überkommener ideologischer Strukturen.