7. 6. 2017 – Der Staatlich-Religiöse Komplex: Zur Lobbymacht der Kirchen

Die Kirchen beeinflussen maßgeblich unser Leben – auch dann, wenn wir gar nicht evangelisch oder katholisch sind. Eltern geben ihre Kinder in einen kirchlichen Hort, weil es keine kommunale Einrichtung gibt. Wer einen sozialen Beruf ergreift merkt schnell, dass die Konfession hier wichtiger ist als die Qualifikation, da viele Krankenhäuser und Altenheime von kirchlichen Trägern unterhalten werden. Und nach unserem Tod bestimmen christlich geprägte Friedhofsordnungen oft genug sogar, wie wir bestattet werden.

Da in Deutschland mittlerweile rund ein Drittel der Bevölkerung keiner der beiden Kirchen angehört, stellt sich die Frage, warum dem so ist.

Die Forschungsarbeit des Politikwissenschaftlers Carsten Frerk zeigt, dass es vorallem die systematische Lobbyarbeit der Kirchen ist, die deren Einfluss auf Gesetzgebung und Verwaltung sichert. Doch während die Lobbyarbeit der Wirtschaft inzwischen durch die Zivilgesellschaft kritisch beobachtet wird, fehlt hinsichtlich der Kirchen diesbezüglich noch jedes Problembewusstsein. Ein langjähriger Mitarbeiter eines kirchlichen Büros formulierte die Ziele der Verbindungsbüros der Kirchen ganz offen: Die Ergebnisse ihrer Arbeit sollen nicht am nächsten Tag in den Zeitungen, sondern stattdessen nach Jahren in den Gesetzestexten nachgelesen werden können.

Im Vortrag von Carsten Frerk, der ausgesprochen informativ und spannend gestaltet war, setzten wir uns mit dem Thema des kirlichen Lobbyismus auseinander. Carsten Frerk beeindruckte uns mit seiner enormen Sachkenntnis zu den Verstrickungen von Staat und Kirche in Deutschland. Vielen Dank an alle Teilnehmer und an die Genossen von der Liberalen Hochschulgruppe der HU, die diesen Vortrag co-organisiert haben.

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