Tradition und Fortschritt

Tradition und Fortschritt

von Tobias Wolfram

Ich habe früher gerne debattiert. Mein Gegenüber von der Richtigkeit meiner Position zu überzeugen, war mir ein Herzensanliegen. Die Frage, die ich mir dabei aber immer häufiger zu stellen begann, war schlicht: Warum sind Menschen so irrational? Warum kann man mit ihnen diskutieren, ihnen minutiös, aufbauend auf einem reichen Schatz an Studien und logisch vollkommen konsistent, darlegen, dass ihre Position schlichtweg falsch ist, nur damit sie an einem gewissen Punkt entweder zornig die Diskussion abbrechen oder man ihnen ansehen kann, dass sie mit ihrem Gedanken schon an einem ganz anderen Ort sind und nur noch aus reiner Höflichkeit den Anschein erwecken, am Gespräch teilzunehmen?

Wäre es nicht wunderbar, in einer Welt zu leben, in der der zwanglose Zwang des besseren Arguments ernstlich dazu führte, dass Menschen ihre Meinung nach einer kurzen Darlegung ihrer epistemischen Fehler ändern würden?

Um meine eigene Frage zu beantworten: Nein, wahrscheinlich nicht.

Möglicherweise kennt ihr die folgende Situation: Man liest Argumente für eine Minderheitenposition in irgendeiner Disziplin (oder auch nur einem Forum im Netz – man denke an die Diskussionen zwischen Scott Aaronson und Mencius Moldbug) – sie sind ausgesprochen gut präsentiert und man fragt sich, wie man überhaupt eine andere Meinung vertreten könnte – die Fakten sind ja absolut eindeutig und man ist überzeugt. Diese Sicht der Dinge hält so lange, bis man sich die Mühe macht, die Entgegnungen des Mainstreams zu lesen, welche luzide und auf den Punkt gebracht darlegen, warum die Außenseiterposition falsch ist und man von Scham übermannt wird, dass man jemals einen solchen weit hergeholten Unsinn vertreten konnte… bis man schließlich die Entgegnung der Minderheitenposition auf den Mainstream liest, die wiederum vollkommen logisch darlegt, weshalb ihre Sichtweise korrekt ist und man sich dumm fühlt, dass man jemals gezweifelt hat.

Jede hinreichend rhetorisch versierte Person mit einem gebotenen Maß an Intelligenz ist in der Lage, einem nahezu jede Position so zu verkaufen, dass sie glaubwürdig scheint. Aus dieser Perspektive ist es vollkommen nachvollziehbar, dass Menschen ihre Ansichten nicht auf Basis einer überzeugenden Argumentation verändern. Genaugenommen war das der präzise Punkt des Debattierens: Dass man gleich einem Anwalt in der Lage ist, ein überzeugendes Plädoyer für eine Position abzuliefern, auch wenn man selbst nicht davon ausging, dass sie zutraf.

Bayesianisch gesprochen: Wenn ein falsches Argument genau so überzeugend klingen kann, wie ein richtiges, liefert die Überzeugungskraft eines Argumentes keine Evidenz in die eine oder in die andere Richtung und es wäre am sinnvollsten, wenn man es einfach ignoriert.

Natürlich: Mit einem hinreichendem Maß an Zeit und Intellekt kann man sich in ein komplexes Thema einarbeiten, die Positionen beider Seiten vollständig nachvollziehen und ein fundiertes Urteil fällen, die nach bestem Wissen und Gewissen den Stand der Fakten repräsentiert. Doch wir sprechen von einer kleinen Minderheit der Gesellschaft, die in der Lage wäre, diese Leistung für eine jeweils verschwindend geringe Zahl an Themen zu vollbringen. Für die große Mehrheit ist Ignoranz gegenüber irgendeiner Form von noch so fundiert scheinendem Überzeugungsversuch die einzig rationale Strategie.

Die Alternative wäre in letzter Konsequenz ausgesprochen unangenehm: Eine Welt, in der jeder permanent Gefahr liefe, von einem fähigen Demagogen für eine scheinbar sinnvolle Verschwörungstheorie, Grenzwissenschaft oder Ideologie rekrutiert zu werden? Eine Welt, in der jeder Muslim, nachdem er eine Rede von Osama bin Laden gehört hat, in sich geht, nickt und sagt, dass der Dschihad aus der Perspektive des Korans absolut Sinn ergibt und man schnellstmöglich zur Waffe greifen sollte?

Gleichsam ist eine Welt, in der ein Argument nie ernstlich eine Meinung ändern kann, für die aufklärerisch-rationale Position ein Albtraum: Wie ist irgendeine Form von faktenbasierter Auseinandersetzung denkbar? Wie können die Einsichten eines Individuums anderen Menschen kommuniziert werden, sodass sich neue Ideen zur Lösung von Problemen durchsetzen?

Statt Fortschritt auf Basis von Evidenz droht ein Erstarren der sozialen Sphäre in reiner Tradition, apodiktisch begründet durch ein unbefriedigendes „Das haben wir schon immer so gemacht“. Doch ist vielleicht die Tradition unter gewissen Umständen der rationale Weg?

Hierzu muss ich ein wenig weiter ausholen: Vor einer Weile las ich das Buch „The Secret of Our Success“ des Anthropologen Joseph Henrich, welches vor einigen Wochen zudem positiv von Scott Alexander auf Slate Star Codex rezensiert wurde. Einige zentrale Gedanken des vorliegenden Textes speisen sich aus Scotts Überlegungen zu diesem Buch. Henrich stellt eine interessante These auf: Er behauptet, dass der Mensch sich nicht auf Grund von roher Intelligenz zur dominanten Spezies dieses Planeten entwickelt hätte, sondern durch seine Fähigkeit zur kulturellen Evolution.

Die Idee hinter der Überlegung, dass es primär rohe Intelligenz gewesen sei, ist simpel: Unsere Umwelt konfrontiert uns mit Problemen und Herausforderungen und durch unsere Intelligenz sind wir in der Lage, praktische Werkzeuge und Lösungsansätze zu entwickeln und dadurch zu überleben.

Zahlreiche Beispiele zeigen jedoch, dass es in der Realität nicht so funktionieren kann. Immer wieder finden sich in der Geschichte Beispiele von Gruppen gestrandeter oder aus anderen Gründen auf sich allein gestellter Entdecker, oftmals hochintelligente, sportliche Männer aus angesehenen britischen Familien in ihren besten Jahren, die in der Wildnis, ganz gleich ob Grönland, Amazonasdelta oder Afrikanische Steppe, ohne Hilfe von Einheimischen verhungert wären. Denn was ebenjene Einheimischen tun, um ihr Überleben zu sichern, ist oftmals überraschend komplex und unintuitiv.

Nehmen wir als Beispiel den Pfeilbau von Indianern auf Feuerland: Man muss das Holz für den Schaft auswählen. Hierfür kommt letztlich nur eine spezielle Strauchart in Frage, deren Äste zudem krumm sind. Keine sonderlich intuitive Wahl. Das Holz muss erhitzt und mit den Zähnen begradigt werden, bevor man etwas Gras zu einem Brei zerkaut, mit Asche erhitzt und zusammen mit weißem Ton an die Enden des heißen Schaftes drückt. Dann befestigt man zwei Gänsefedern mit durch Speichel geglätteten Wildkamelsehnen für die Befiederung. All das und wir haben noch keine Pfeilspitze, noch keinen Bogen, ganz zu schweigen von den Fähigkeiten, selbigen zu benutzen.

Wie konnte sich dieser Prozess entwickeln? Wenn er offensichtlich gewesen wäre, hätte eine Gruppe von Europäern ihn sicherlich ebenfalls hinreichend schnell entdeckt. Stattdessen handelt es sich um einen graduellen Prozess kultureller Evolution. Laut Henrichs evolvierte unsere Intelligenz zu einem wesentlichen Teil, um Dinge wie diese Pfeilproduktionstechnik im Kopf zu behalten und an die nächste Generation weitergeben zu können, sodass sie nach und nach durch kleine Zufallsveränderungen angepasst wird und sich über Generationen optimiert.

Dafür sprechen ebenfalls Vergleiche der Intelligenz von Kleinkindern mit Menschenaffen: Sowohl im Umgang mit Zahlen und Kausalität als auch im räumlichen Denkvermögen sind die Unterschiede zwischen Affen und Menschen überraschend gering. Drastische Unterschiede zeigen sich jedoch in der Dimension des sozialen Lernens, welches bei Kleinkindern im Gegensatz zu Orang-Utans und Schimpansen extrem stark ausgeprägt ist. Nur Menschen sind in der Lage, von anderen zu lernen. Und in der Tat scheinen Kinder über eine vorgefasste Struktur in ihrem Hirn zu verfügen, die nur darauf wartet, mit Informationen gefüllt zu werden: Sei es Sprache, was essbar ist und was nicht (man bedenke die tief sitzende Abneigung unseres Kulturkreises gegenüber Insekten, verglichen mit z.B. Südostasien), Geschlechterrollen und vieles andere. Ein Hirn ohne assoziierte Kultur ist nicht wirklich vollständig und funktionsfähig.

Doch kommen wir zurück zu unserem Ursprungsgedanken: Warum ist die Tradition gelegentlich der rationale Weg? Henrich führt drei Beispiele an, die jedem Leser des Buches in Erinnerung geblieben sein werden, welche für diese Frage von Bedeutung sind.

Beginnen wir mit einer Praktik, die und ich hoffe, dass ich damit in diesem Kreis keinen übermäßigen Widerspruch provoziere, wissenschaftlich als widerlegt gelten darf: Die Wahrsagerei. Stellen wir uns eine Gruppe von Jägern vor. Sie werfen Karibou-Knochen, um zu entscheiden, in welchem Teil ihres Reviers sie heute ziehen. Sinnloser Aberglauben?

Die Jäger wollen möglichst reiche Beute machen. Das gejagte Wild hingegen ist daran interessiert, dass genau dies nicht passiert. Im Grunde also ein klassisches Matching-Pennies Zwei-Personen-Nullsummenspiel. Wenn die Jäger irgendeine Regelmäßigkeit in ihren Jagdroutinen aufweisen, wird dies früher oder später von den Tieren erkannt, welche sich entsprechend anpassen und die von den Jägern überzufällig aufgesuchten Gebiete meiden. Die optimale Strategie für die Jäger besteht deshalb darin, unberechenbar zu sein und ihre Routen rein zufällig zu bestimmen. Die Knochen sind ein Weg, um echten Zufall zu generieren. Natürlich tun die Jäger dies nicht bewusst. Doch ihr Erfolg gibt ihnen Recht. Henrich nennt zahlreiche weitere Beispiele von Divination, die erwiesenermaßen dazu dient, spieltheoretische optimale Strategien durch Unberechenbarkeit zu generieren.

Doch gehen wir weiter: Maniok ist eine ausgesprochen praktische Kulturpflanze: Anspruchslos bei gleichzeitig hohem Ertrag. Einziges Problem: Ihr Konsum führt über Jahrzehnte zu Zyanidvergiftungen. Auf Maniok angewiesene Völker greifen auf ein komplexes Verfahren zurück, um die Pflanze zu entgiften. Dies involviert Schaben und Raspeln der Wurzeln, bevor sie eingelegt werden, damit sich die Fasern von der Stärke und der Flüssigkeit lösen. Letztere wird gekocht, aber Fasern und Stärke müssen zwei weitere Tage ruhen, bevor man sie essen darf. Dieser Prozess ist extrem aufwendig und kostet gut 25% der Arbeitszeit von Frauen in den entsprechenden Kulturen in Südamerika. Außerdem ist er nicht intuitiv: Der bittere Geschmack und die offensichtliche toxische Wirkung von Maniok kann bereits durch einfaches Abkochen beseitigt werden.

Niemand kann genau sagen, weshalb der lange Weg besser ist, es ist eben Tradition, die Wurzel so zuzubereiten. Ein rationaler Mensch würde nun nach einigen Experimenten zu dem Ergebnis kommen, dass das Abkochen alleine genügt, um das gleiche Ergebnis bei deutlich geringerem Zeitaufwand zu erreichen. Erst nach Jahren würde die Zyanidvergiftung ihren Tribut fordern und der kausale Zusammenhang wäre kaum noch nachzuvollziehen.

Warum sind Leute nicht rationaler? Weil Rationalität Menschen den Großteil unserer Entwicklungsgeschichte umgebracht hat.

Ein letztes Beispiel: Hai-Konsum auf Fiji. Schwangere Frauen der Ureinwohner Fijis dürfen keine Haie essen. Haie enthalten Chemikalien, die zu Geburtsfehlern führen, doch das ist nicht allgemein bekannt. Wenn man die Frauen fragt, können sie keinen genauen Grund nennen. Manche geben offensichtliche Post-Hoc-Rationalisierungen, zum Beispiel, dass ihr Kind mit Schuppen und nicht mit Haut geboren wird, doch wenn man sie fragt, weshalb das nur auf Haie und nicht auf andere Fischarten zutrifft, können sie keine überzeugenden Argumente liefern.

Warum sind Menschen nicht rationaler? Es war schlicht nicht adaptiv, Traditionen nicht zu gehorchen – wer es versucht hat, ist gestorben und erfolgreiche Kulturen haben ikonoklastisches Verhalten stigmatisiert. Sind wir mittlerweile an dem Punkt, an dem all das nicht mehr relevant ist? Das ist immer leichtfertig zu behaupten, aber woher wollen wir es wissen?

Wir gehen immer automatisch davon aus, dass rationale Debatten uns weiterbringen, doch was ist, wenn es Fälle gibt, in denen wir durch Vernunft und Diskussion genau nicht zum richtigen Ergebnis konvergieren? Sicher, mit hinreichender Intelligenz und unbegrenzten Ressourcen könnten wir vielleicht zu jeder Frage eine korrekte Antwort finden, aber über diese verfügen wir nicht. Und es sagt niemand, dass wir uns monoton steigend der Wahrheit annähern, wenn wir es mit den uns gegebenen kognitiven Fähigkeiten und praktisch vorhandenen Ressourcen probieren.

Das beste Beispiel: Der Mindestlohn. Man geht intuitiv, mancher würde vielleicht sagen, naiv an die Frage heran und kommt zu dem Ergebnis, dass ein Mindestlohn natürlich eine gute Sache ist, immerhin bekommen arme Menschen so mehr Geld. Später hat man seine einführenden Ökonomie-Kurse gehört oder ist in seiner libertären Phase und sich sicher, dass das ganze Konzept Teufelszeug ist, welches Arbeitsplätze vernichtet und zu Wohlfahrtsverlust führt. Noch später arbeitet man sich durch die empirische Literatur und kommt ins Zweifeln: Vielleicht sind Mindestlöhne ja doch gar nicht so schlimm, denn die theoretisch prognostizierten Effekte scheinen nicht aufzutreten? Und schlussendlich findet man zwei verschiedene Meta-Analysen, von denen eine stark negative und die andere überhaupt keine Effekte findet und möchte am liebsten die komplette ökonomische Profession zur Hölle wünschen.

Doch vielleicht ist es bei gewissen Problemen einfach so, dass es einige leicht verständliche Argumente gibt und andere, schwerer zu verstehende und die leichten allesamt für die eine, die schweren hingegen größtenteils für die andere Seite sprechen. Jeder, der sich mit dem Thema zu beschäftigen beginnt, wähnt sich auf der sicheren Seite, doch nachdem man zunehmend mehr Zeit investiert und die komplexen Argumente nachzuvollziehen beginnt, sieht man seinen anfänglichen Fehler. Möglicherweise sind manche Probleme gar epistemische Fallen, bei denen man immer mehr von der falschen Seite überzeugt ist, je länger man sich damit beschäftigt, bis zu einem Wendepunkt, der allerdings so weit entfernt liegt, dass ihn quasi niemand je erreichen kann oder er zumindest für die breite Masse unerreichbar bleibt?

War der Kommunismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein genau solches Problem? Die Zustimmung, die die Ideen von Marx und seinem Zirkel von Epigonen in intellektuellen Kreisen fand, war enorm. Die Gräuel, die wir heute mit den Namen Stalin, Mao, Pol Pot und all den anderen verbinden, hatten noch nicht stattgefunden, gleichzeitig waren die Verhältnisse für viele Menschen jener Zeit tatsächlich katastrophal, sodass das Streben nach einer Alternative zum Kapitalismus Sinn ergab. Man konnte wissen, dass der Kommunismus an inhärenten Problemen zu Grunde gehen würde, aber die dieser Logik zu Grunde liegenden Prinzipien waren schwer zu erklären und erforderten ökonomische Theorie. Bis Mises und selbstverständlch Hayek den Sachverhalt in eine allgemeinverständliche Sprache kleideten, sollten noch einige Jahre vergehen. Es gab also ein Spektrum, in welchem Intellektuelle klug genug waren, um zu verstehen, dass der Status Quo problematisch ist und dass der Kommunismus eine Alternative verspricht, aber nicht klug genug, um zu verstehen, weshalb diese Alternative nur auf den ersten Blick verlockend wirkt.

Was sollten wir nun daraus schließen?

Generell ist mit G.K. Chesterton festzuhalten, dass man Traditionen verstehen sollte, bevor man sie abschaffen will. Der radikale soziale Progressivismus, der jedem Funken Konservatismus nur mit purer Verachtung begegnet, mag uns für eine gewisse Zeit als verlockend erscheinen, nicht zuletzt, um sich über eine vermeintlich irrationale und rückschrittliche Weltanschauung erhaben zu fühlen, doch letztlich mögen viele Dinge, die Konservative zu schützen oder Reaktionäre wiederherzustellen versuchen möglicherweise einen tatsächlichen evolvierten Nutzen besitzen, der sich uns erst offenbart, wenn es schon zu spät ist und die sprichwörtliche Zyanvergiftung bereits nach Jahrzehnten des schleichenden Wirkens nicht mehr aufhaltbar ist.

Andererseits sollte man nicht vergessen, dass wir einer Kultur entstammen, die seit 500 Jahren das Aufbrechen des Bestehenden und die Hinterfragung von Traditionen zu einer Meta-Tradition erhoben hat. Bisher zumindest handelt es sich dabei um eine absolute Erfolgsgeschichte. Doch gleichwohl sollte man nicht davon ausgehen, dass man soziale Umwälzung am Reißbrett planen kann: Soziale Experimente im Kleinen zu probieren und zu analysieren, ob sie funktionieren scheint der Weg zu sein, der mehr unserem bisherigen Entwicklungsprozess entspricht und die Fehler des Hochmodernismus im 20. Jahrhundert vermeidet.

Sollten wir die Tradition verherrlichen und den rationalen Diskurs vermeiden? Sicher nicht. Doch sollten wir genau so wenig der Hybris unserer vermeintlichen Vernunft verfallen. Es gibt vieles, was wir nicht wissen und wir müssen Institutionen entwickeln, die es uns erlauben, einen Mittelweg zu finden, der es uns einerseits erlaubt, das zu bewahren, was notwendig ist, um ein Fundament für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen und andererseits nicht die Potentiale von Innovation und genuinem Fortschritt zerstört. Denn, um mit dem wohlbekannten Zitat des französischen Sozialisten Jean Jaures zu schließen: Auch wir verehren die Vergangenheit. Nicht vergeblich hat die Flamme im Herd so vieler menschlicher Generationen gebrannt und gefunkelt; aber wir, die wir nicht stillstehen, die wir für ein neues Ideal kämpfen, wir sind die wahren Erben der Herde unserer Vorfahren: wir haben daraus ihre Flamme geholt, ihr habt nur die Asche bewahrt.”