„Du bist nur ein Mensch.“
Das würde jemand sagen, wenn er will, dass wir unsere Erwartungen etwas reduzieren, nicht so hochfliegende Ambitionen verfolgen. „Nur ein Mensch.“ Das soll uns daran erinnern, dass wir im Grunde genommen Schimpansen sind, die etwas mehr Gehirn und dafür ein bisschen weniger Haare haben. „Nur ein Mensch“ heißt: Wir sind beschränkt. Wir sind fehlerhaft. Wir sind zerbrechlich. Und all das ist wahr – aber es heißt nicht, dass wir nicht auch zu Großem in der Lage sind.
Wir alle sind Menschen.
Als uns der Prozess der Evolution zu seltsamen, haarlosen Schimpansen machte und in der afrikanischen Savanne aussetzte, wo wir jagten und Nahrung sammelten, da dachten wir uns: „Warum breiten wir uns nicht an jeder Ecke jedes Kontinents der Welt aus?“
Und als die Evolution unsere fragilen, haarlosen Körper mit hochgezogenen Augenbrauen ansah und fragte: „Auch die wirklich kalten Ecken in Skandinavien?“, da sagten wir „Die erst recht! Und wenn wir dort angekommen sind, werden wir dort ein Möbelhaus bauen, den diese ganzen Steine sind wirklich unbequem.“
Wir sind Menschen! Wir sind es, die schreiben, sprechen und erfinden können! Wir sind die seltsamen haarlosen Affen, die immer einen Weg gefunden haben zu überleben, auf jedem Winkel dieses Planeten, egal mit welchen Hindernissen wir konfrontiert wurden.
Wir sind Menschen! Wir haben einen Baum mit giftigen Samen gefunden, dachten uns: „Hey, das sieht lecker aus“, und jetzt haben wir Mandeln und machen daraus Marzipan und veganen Latte Macchiato.
Wir sind Menschen, in uns steckt die Fähigkeit, unsere Mitmenschen zu lieben, für sie zu sorgen und sie zu beschützen, sogar über das hinaus, was die Evolution in uns verankert hat.
Wir sind Menschen! Wir haben uns gedacht, „diese hellen Lichtpunkte am Himmel… ich frage mich, woraus sie bestehen“, und dann haben wir uns daran gemacht, es herauszufinden, und siehe da, sie bestehen aus größtenteils aus brennendem Helium und Wasserstoff! Wir haben in ferne Galaxien und geblickt und das Echo des Ursprungs des Universums aufgezeichnet. Wir haben herausgefunden, aus welchen kleinsten Teilchen alles zusammengesetzt ist, und jetzt nehmen wir diese Teilchen und schlagen sie in Stücke, um Energie für unseren Kühlschrank zu erzeugen! Einfach so! Wir sind die Menschen, die sich in der afrikanischen Savanne mit Löwen angelegt haben, und jetzt findet man unsere Fußspuren auf dem Mond.
Wir sind Menschen. An uns sind die Pocken gestorben. Und Polio. Die Krankheit, die 1950 fünfhunderttausend von uns getötet oder gelähmt hat. Das hat sich die Menschheit nicht bieten lassen. Wir haben zurückgeschlagen, und in diesem Jahr gab es weniger als einhundert Fälle weltweit. Malaria – du bist als Nächstes dran!
Wir sind Menschen. Wir dachten uns: „Ich habe eine gute Idee, aber es ist nervig, sie jeder Person einzeln zu erklären“, also erfanden wir die Druckerpresse, und als das nicht genug war, ein gigantisches Netz von Kabel und Funksignalen, die in Sekundenbruchteilen einen Wikipediaartikel über den Atlantik schicken können. Wir haben unser eigenes Genom sequenziert, die ISS gebaut und mehr als zwanzig Millionen Lieder komponiert. Wir sind auf die höchsten Berge gestiegen, nur um zu beweisen, das wir es können. Wir haben die Vereinten Nationen gegründet. Wir schicken Roboter in die Tiefseegräben und auf den Mars, weil wir neugierig sind, wie es da wohl aussieht.
Wenn das nächste Mal jemand sagt, „du bist auch nur ein Mensch“, dann vergiss das „nur“. Wir sind Menschen! Wahrheitssucher, Atomspalter, Mondläufer, Künstler, Träumer, Beschützer – die Rebellen, die sich den Regeln der Welt widersetzen, in der sie geboren wurden, die nie aufhören, von einer besseren Zukunft zu träumen.
Wir sind noch nicht fertig. Unzählige Probleme warten noch darauf, gelöst zu werden, und viele davon haben wir selbst verursacht. Aber wir sind Menschen, wir geben nicht auf, denn wir sind schon so weit gekommen, und solange auch nur einer von uns noch atmet, geben wir nicht auf – weil wir Menschen sind.
Text basierend auf: Only Human, von Jai Dhyani